1700 Theaterbesucher - trotz Regenphase und Fußball-EM
Witzige und moderne Shakespeare-Inszenierung der Burgbühne
Obk.(Gj) Ideenreich, prall, bunt, komisch, aber auch leise holte Regisseur Rob Doornbos den Klassiker bildgewaltig und spielfreudig ins Heute mit einem konsequent durchgedachten Regiekonzept und einer modernen Textfassung. Die Komödie des englischen Nationaldichters kann als leichtes Lustspiel genossen werden, aber auch als Gesellschaftssatire: Denn Rosalind (Vanessa Söllner-Kohler), vor allem in ihrem Schlussmonolog, der böse Zyniker Jaques (Jannis Just) und der Narr Prüfstein (Ingo Lachmann) lassen es nicht an scharfzüngigen Seitenhieben fehlen. Balancierend zwischen Tragik und Komik zeigte sich ein ungeheuer vielschichtiger und vielgestaltiger Figurenkosmos, der Gewissheiten und Traditionen so klug und wild durcheinander wirbelte, dass es eine Lust war.
Shakespeare zieht in „As you like it” alle Register seines Könnens – das tat das Ensemble ebenfalls. „Anspruchsvoll war es auf jeden Fall für alle: für uns Spieler, für den Regisseur und ja, vielleicht auch für das Publikum. Wir, das Ensemble, mussten uns auch in das Stück hineinfinden, daran wachsen, viel ausprobieren und auch wieder lernen, was ein großer Gewinn für künftige Stücke ist“, sieht Burgbühnen-Chef Thomas Wiegert die diesjährige Inszenierung, die auch einen Zugewinn von „Spielerneulingen“ brachte.
Mit viel Sprachwitz und zum Teil gelungener Überzeichnung verkörperten sie ihre Rollen. Naturalistischen „Stallgeruch“ bekam das Stück durch den witzigen Einfall, Burgbühnen-Nachwuchs als Schafherde blökend, ins Publikum starrend oder nach Futter suchend über die Bühne zu „treiben“ – wofür er mit spontanem Applaus bedacht wurde. Und alles – starre Geschlechterrollen, sicher geglaubte Identitäten, Liebeskonzepte- löste sich schließlich auf und endete „wie es euch gefällt“.
Begrenzt wurde die Zuschauerzahl dieses Jahr durch Regenvorstellungen, die die Zuschauerzahl bei Innenvorstellungen reduziert und auch durch die Fußball-EM im eigenen Land. Dass es trotzdem so viele Besucher wurden, ist sicher der originellen Inszenierung und dem beeindruckenden Spiel des Ensembles geschuldet. Auf Instagram meldeten sich zahlreiche Besucher mit Kommentaren, die ganz unterschiedliche Bereiche der Inszenierung hervorhoben. Eine Kommentatorin brachte es auf den Punkt: „Wenn sich das Team mit dem Stück wohlfühlt, überträgt sich das aufs Publikum – weiter so!“
Im Herbst des Jubiläumsjahres spielt die Burgbühne „Zwischenmenschliches – 100 Jahre Loriot“ in der Inszenierung von Johanna Graupe und Arthur Hilberer.
Premiere ist am 2. November, 20.00 Uhr, weitere Aufführungen am 8., 9., 22., jeweils 20.00 Uhr, am 3. (ausverkauft), 10., 20. und 24. November um 19.00 Uhr im Saal des „freche hus“. Kartenvorverkauf: www.ortenaukulltur.de, beim Bürgerbüro der Stadt Oberkirch, Tel. 07802/82700 und in den Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse.
Foto: Justine Haupt
Zufrieden blickt Vorsitzender Thomas Wiegert bei der jährlich obligatorischen „Wallfahrt“ zurück auf die vergangene Sommersaison: anspruchsvolles Stück gemeistert, guter Teamgeist und Weiterentwicklung des Ensembles.